Kurzrezension zu Gisela Notz: Familismus

14.12.2015 17:38

Kurzrezension zu:

Gisela Notz:
Kritik des Familismus. Theorie und soziale Realität eines ideologischen Gemäldes.

Schmetterling Verlag, 2015.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Sozialwissenschaftlerin Gisela Notz hat mit ihrer Studie „Kritik des Familismus“ ein bahnbrechendes Grundlagenwerk vorgelegt, das breite Beachtung finden sollte. Denn die Ideologie des Familismus, die die gesellschaftliche Organisationsform aus dem Konzept einer „Idealfamilie“ ableitet, hat noch immer Hochkonjunktur und führt unweigerlich zur Diskriminierung von Individuen, die diesem Bild nicht entsprechen. In unseren Breitengraden etwa herrscht das Leitkonzept der bürgerlichen (heterosexuellen) Vater-Mutter-Kind-Kleinfamilie vor, das (noch immer meist unhinterfragt) vielen sozialpolitischen Entscheidungen zugrunde liegt.

Gisela Notz beleuchtet in ihrem Buch die Entstehungsgeschichte sowie die Konsequenzen der familistischen Ideologie und deutet an, welche Alternativen denkbar wären. Spannend sind dabei vor allem ihre Exkurse zu den verschiedenen Versuchen der Frauenbewegung, die familistische Ideologie zu erschüttern, sowie zum politischen Einfluss christlicher Zirkel, die sich schon seit Jahrzehnten darum bemühen, den Familismus gegen alle Auflösungserscheinungen zu verteidigen.

Ein Muss für all diejenigen, die an ideologiekritischer Theoriebildung interessiert sind.

Ersterscheinen: Rundbrief der Giordano-Bruno-Stiftung vom 11.12.2005

Das Buch kann bei FEMBooks für 10 € (plus Versandgebühr) bestellt werden.


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