Lesbische Urlaubslektüre: Auto-/Biografisches... und eine Liebesgeschichte

16.07.2014 22:18

 

Lesbisch_queere Bücherwelten: Lesbisch Auto-/Biografisches ... und eine Liebesgeschichte

 

Eintauchen in dicke Schmöker über lesbisches Leben und lesbischen Aktivismus - und obendrauf eine Liebesgeschichte. Egal ob im Urlaub, im Park, auf dem Balkon oder in der Badewanne, falls es Sturzbäche regnet - hier findet ihr einige Leseempfehlungen mit Kurzrezensionen von uns für euch.

 

Ines Rieder und Diana Voigt: Die Geschichte der Sidonie C. Sigmund Freuds berühmte Patientin

 

In einer Mischung aus Sachbuch und Fiktion wird die fast 100-jährige Lebensgeschichte von Sidonie C. erzählt, einer berühmten lesbischen Patientin Sigmund Freuds. Nach den Freud’schen Therapiesitzungen trifft sich die aus dem Großbürgertum stammende Sidonie Csillac heimlich mit ihrer Angebeteten, um über Freud zu lästern. Politisch an Klassenerhalt orientiert, aber vor allem desinteressiert, flüchtet sie, katholisch getauft, aber mit jüdischen Wurzeln, erst spät aus Wien.

Packend geschrieben und lehrreich zugleich lässt diese zwei Weltkriege umfassende Biografie (nicht nur) lesbisches Begehren zwischen Heimlichkeit, Selbstverständlichkeit und Sanktionen lebendig werden.

 

Christiane Leidinger: Keine Tochter aus gutem Hause: Johanna Elberskirchen (1864 - 1943)

 

Johanna Elberskirchens (1864-1943): ebenfalls eine Lesbe, aber politisch klar links und äußerst aktiv und mit kleinbürgerlicher Herkunft. Sie war in der Sozialdemokratie aktiv, im radikalen linken Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung und als offen lebende „Homosexuale“.

 

Das lehr- und detailreiche und zugleich fesselnd geschriebene Sachbuch lässt nicht nur Elberskirchens Leben und politisches Wirken, sondern umfassend auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und politischen Kämpfe greifbar werden.

 

Mehr Interesse an der neueren Geschichte oder Gegenwart? Dann empfehlen wir Audre Lorde: Zami. Eine neue Schreibweise meines Namens - Eine Mythobiografie von Audre Lorde.

 

Lorde schreibt poetisch und informativ zugleich über ihr Aufwachsen und Leben als Afro-Amerikanerin und Lesbe, über Beziehungen zu Frauen, alltäglichen Rassismus, Lohnarbeit und die Anfänge der US-amerikanischen Frauen-/Lesbenbewegung.

Unbedingt lohnenswert ist auch der Sammelband Peggy Piesche (Hrsg.): Euer Schweigen schützt euch nicht. Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland. Keine lesbische Biografie im engeren Sinne, aber ein wunderbares Bewegungsbuch, das eben auch Leben und Engagement Audre Lordes greifbar macht.

 

Hier werden die Anfänge und die Entwicklung der Schwarzen Frauen-/Lesbenbewegung in Deutschland auf sehr lebendige Weise nachgezeichnet – in Gesprächen, Prosatexten und Gedichten. Zu Wort kommen damalige und gegenwärtige Aktivistinnen, Denkerinnen und Dichterinnen of Color, viele davon lesbisch.

 

Ebenso enthalten ist eine schöne Auswahl an Gedichten, Aufsätzen und Gesprächen von und mit Audre Lorde, die durch ihre Berlin-Aufenthalte, ihre Lesungen, Vorträge und Workshops in ost- und westdeutschen Städten, durch ihren Aktivismus und ihr Schreiben eng verbunden ist mit den Entstehung der Schwarzen (Frauen-)Bewegung in Deutschland.

Graphic Novel: Alison Bechdel: Wer ist hier die Mutter?

Die Urlaubszeit nutzen, um über die Beziehung zur eigenen Mutter nachzudenken? Bechdels neue Graphic Novel, in der sie die Beziehung zu ihrer Mutter zeichnerisch und in Worten aufarbeitet, hilft dabei – und zwar so, dass es (auch) Spaß macht!

 

 

 

 

 

Julia Roßhart für FEMbooks.de

Und zum Schluss: Eine Liebesgeschichte. Vom Genre her ein Ausreißer, da Fiktion, aber nichtsdestotrotz empfehlenswert:

 

Dorit David: Tür an Tür

 

Eine irgendwie erwachsene Liebesgeschichte zwischen zwei Nachbarinnen, Inka und Gitta. Die Geschichte wird aus Sicht der einzelgängerischen Inka erzählt, die sich als Meisterin der Tarnung versteht - ähnlich den indischen Stabheuschrecken, die sich in ihrer Obhut befinden.

 

Gittas Erinnerungen, die sie mitbringt in diese neue Beziehung zu Inka und deren Sohn, lassen (lesbisches) Leben und Emotionen in der DDR aufscheinen.

 

Geschrieben in einer poetischen Sprache und gleichzeitig bodenständig, bleibt zwischen den Zeilen Raum für Eigenes.

 

 

 

 

 


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