Rezension zu: Elif Shafak: Die vierzig Geheimnisse der Liebe

16.06.2014 20:44

In „Die vierzig Geheimnisse der Liebe“ holt die Autorin Elif Shafak den Sufismus nach Boston. Shafak stellt zwei Erzählstränge nebeneinander, ohne sie jedoch miteinander zu verweben. Parallel entfalten sich die Geschichten zweier liebevoller Begegnungen.

Der Geist und die Liebe sind aus unterschiedlichem Stoff gemacht. Der Geist knüpft die Menschen zu Knoten und setzt nichts auf Spiel, die Liebe dagegen entwirrt alles und setzt alles aufs Spiel. Der Geist ist immer vorsichtig und sagt: 'Hüte dich vor zu viel Ekstase.' Die Liebe aber sagt: 'Was soll's - wag den Sprung!' Der Geist scheitert nicht so schnell, die Liebe jedoch liegt leicht in Trümmern. Aber Schätze verstecken sich in Ruinen. Ein gebrochenes Herz birgt Schätze.“

So lautet eine der Regeln des Wanderderwischs Schams-e Tabrizi, der sich im 13. Jahrhundert nach einer Vision aufmacht, seinen Gefährten zu suchen. Er findet ihn in Konya in dem Gelehrten Rumi. Von der innigen und tiefen Verbindung der Beiden erzählt der Roman „Süße Blasphemie“ des fiktiven Autors Aziz Z. Zahara.

Boston 2008. Bisher führte Ella Rubinstein ein beständiges Leben als Hausfrau, Mutter von drei Kindern und passionierte Hobby-Köchin. Dies ändert sich, als sie einen Job als Gutachterin für eine Literaturagentur annimmt. Ihr erster Auftrag, „Süße Blasphemie“, wird zum Wendepunkt in ihrem Leben. Während der Lektüre des Manuskripts nimmt Ella Kontakt zu Aziz auf. Ihr E-Mail-Wechsel mit dem Sufi hat unerwartete Folgen für sie beide.

Von ihr handeln auch Schams titelgebende vierzig Regeln. In ihnen sinniert Schams über die Liebe und zeichnet damit ein eindrucksvolles Bild des Sufismus.

Und tatsächlich trägt jede dieser Regeln zu Ellas Veränderung bei. Zu ihrem vierzigsten Geburtstag reflektiert sie über ihr Leben und entscheidet sich für den Weg der Liebe. Es entspinnt sich eine Romanze zwischen ihr und dem Autoren des Manuskripts.

Ein Freund hatte mir Elif Shafaks Roman empfohlen, als ich selbst an einem Wendepunkt in meinem Leben stand. Doch obwohl die Ähnlichkeit meines Lebens zu dem der Protagonistin unübersehbar war, schaffte ich es dennoch nicht, mich mit ihr zu identifizieren. Zu klischeehaft erschien mir die Geschichte der Hausfrau Ella, der der Alltagstrott ihres Lebens allmählich bewusst wird. Für Leser*innen, die sich wie Ella von der Geschichte um Schams und Rumi treiben lassen und, wie es sich die Autorin wünscht, mit dem Herzen lesen, kann das Buch jedoch zum Wegbegleiter und Trostspender werden.

Juliane Luttmann, FEMBooks

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