Anna Mitgutsch: Die Welt, die Rätsel bleibt

Artikelnummer: 978-3-630-87418-0

Wo der Sprache die Worte fehlen, da beginnt die Literatur

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Wo der Sprache die Worte fehlen, da beginnt die Literatur

Der Literatur ist die Sehnsucht nach dem Unsagbaren und der Grenzgang zwischen Sprache und Schweigen nicht auszutreiben. Ihre besten und bleibendsten Werke wissen um die Grenze des Sagbaren und nähern sich doch mit Vehemenz immer wieder den Mysterien des Lebens.

Wie Literatur das tut, dem versucht Anna Mitgutsch in diesem Band nachzugehen. Ihre Essays reichen von der Bedeutung des Horizonts und des Schweigens in der Kunst über den Zivilisationsbruch der Shoah bis zu den Themen Heimat und Fremde, Exil und Emigration, Freiheit und Macht. Sie berühren Literatur ebenso wie Philosophie und Religion.



Autor*in / Hrsg.: Anna Mitgutsch
Weitere Informationen: Essays über Elias Canetti, Paul Celan, Emily Dickinson, Franz Kafka, Imre Kertesz, Herman Melville, Amos Oz, Sylvia Plath, Rainer Maria Rilke u.v.a.
Umfang: 413 S.
Einband: Gebunden
Format (T/L/B): 4 x 22 x 14.4 cm
Gewicht: 675 g
Erscheinungsdatum: 28.10.2013

~ LESEPROBE ~

Rezension von Ahima Beerlage auf AVIVA-Berlin:

Literatur ist die Sehnsucht, dem Unaussprechlichen doch noch einen sprachlichen Ausdruck zu geben. In siebzehn Essays begibt sich die Literaturwissenschaftlerin Anna Mitgutsch auf Spurensuche. "Alles schöpferische Denken beginnt mit der Sprachlosigkeit, mit der Erkenntnis unserer inadäquaten Mittel, das Unsagbare zu benennen" schreibt Anna Mitgutsch in ihrem Kapitel zur Literatur. Die größten Dichterinnen und Dichter haben dennoch immer wieder versucht, sich diesem Horizont des Begreifbaren zu nähern.

Anna Mitgutsch geht in direkte Berührung mit den Schaffenden in ihren Portraits und Essays über Sylvia Plath, Rainer Maria Rilke, Herman Melville, Elias Canetti, Amos Oz, Marlen Haushofer, Paul Celan, Emily Dickinson, Franz Kafka, Imre Kertész, Franz Rieger und der Kunstsammlerin Isabella Stewart Garner ,u.v.a.. In ihren nachgetragenen Briefen wendet sie sich unter anderem eindringlich mit Fragen an die durch ihre Interpretationen fast bis zur Unkenntlichkeit interpretierten Dichterin Sylvia Plath. Ihre Auseinandersetzung mit den Schreibenden ist immer auch eine persönliche und damit auch mitreißend. Ob Melvilles Kampf gegen die Untiefen, Canettis Auseinandersetzung mit dem Tod, Amos Oz Suche nach Heimat in der Utopie - allen Schaffenden liegt die Sehnsucht im Blut, sich dem Unsagbaren anzunähern.

In ihren Betrachtungen zur Literatur widmet sie sich den Methoden dieser Annäherung. Sie wirft die Frage auf "Welches Ich ist es, das im literarischen Text "Ich" sagt?. Die Erinnerung wird dabei als trügerisch empfunden, wird fragmentiert durch Wertung der Wahrnehmung. Diese Fragmente müssen erst wieder zu einer neuen Realität geformt werden. Die hohe Kunst dabei, so Mitgutsch, ist es, damit eine neue, berührende Wirklichkeit zu erschaffen. Dabei geht es aber nicht um den subjektiven Schaffensprozess allein.

Die Grenzen der Integrität hinterfragt die Rolle der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in totalitären Regimen. Viele, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland publizierten, beriefen sich darauf, in die innere Emigration gegangen zu sein. Mitgutsch sieht kaum Möglichkeiten, sich den Verformungen der Sprache, dem Pathos der Diktatur zu entziehen. Innere Emigration ist ein nachgereichter Begriff, eine literarische Entnazifizierung, mit der manche im Dritten Reich recht erfolgreiche Autoren, ..., ihr Gesicht zu wahren suchten. Als Gegenbeispiel nennt sie Imre Kertész, der sich in zwei Diktaturen radikal jeder Heimat verweigerte und damit die Korrumpierung seiner Sprache verhindern konnte. Ihr nachdenkliches Fazit: "Vielleicht liegen die Grenzen der künstlerischen Integrität dort, wo die Literatur ihre Sprache der Manipulation durch die politische Macht überläßt."

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