Barbara Obermüller: Die weibliche Seite der Ur- und Frühgeschichte. Mit besonderem Blick auf Hessen

Artikelnummer: 978-3-939623-46-5

Mit dem Wissen der Matriarchatsforschung betrachtet die Autorin Ergebnisse der konventionellen Geschichtsschreibung, die Frauen als Ernährerinnen und Gestalterinnen ihrer Gemeinschaft zeigen.

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Mit dem Wissen der Matriarchatsforschung betrachtet die Autorin Ergebnisse der konventionellen Geschichtsschreibung, die Frauen als Ernährerinnen und Gestalterinnen ihrer Gemeinschaft zeigen. Dabei nimmt sie Alt- und Jungsteinzeit, Bronzezeit und die eisenzeitlichen Epochen, in denen KeltInnen, GermanInnen und RömerInnen in Mitteleuropa lebten, in den Blick.

Sie geht Spuren weiblichen Wirkens im Alltag und in der kulturellen Entwicklung nach und präsentiert wenig beachtete archäologische Funde, die Frauen als Schamaninnen, Priesterinnen und Herrscherinnen ausweisen. Immer wieder stößt sie auf die Jahrtausende währende Verehrung einer großen universalen Göttin und auf eine lange Periode des friedlichen Zusammenlebens ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Auch auf Völker, die in Europa noch lange - trotz patriarchaler Überformung und fortschreitender Christianisierung - an den Werten ihrer mutterzentrierten und egalitär organisierten Gemeinschaften festhielten.

Im zweiten Teil des Buches stellt die Autorin Hessen ins Zentrum und führt uns an frühe heilige Orte - zu Quellen, Brunnen, Höhlen und Menhiren. Und auch in Museen und die eine oder andere Kirche, in denen noch Zeichen des weiblich Göttlichen zu entdecken sind. Interessant für alle, die in ihrer eigenen Umgebung auf die Suche gehen wollen.

Autor*in / Hrsg.: Barbara Obermüller
Weitere Informationen: Umfang: 402 S., zahlr. Abb.
Einband: Kartoniert
Format: 21,0 x 21,0 cm
Gewicht: 832 g
Erscheinungsdatum: 21.02.2014

Rezension von Juliane Brumberg auf beziehungsweise-weiterdenken:

Noch vor 20 Jahren wäre dieses Buch so nicht vorstellbar gewesen. 400 Seiten dick ist Barbara Obermüllers Zusammenstellung all der Spuren, die Frauen in der noch schriftlosen Zeit der Ur- Und Frühgeschichte hinterlassen haben. Bis fast zum Ende des zweiten Jahrtausends war dieser Bereich der Geschichtsforschung ganz und gar männlich dominiert, Frauen kamen nicht vor. Wenn doch, dann als nettes Beiwerk und in den Rollen, die sie im Patriarchat der Neuzeit einnahmen, zurückprojiziert in die Vorzeit.

Eines der ersten 1995 im Christel Göttert Verlag erschienenen Bücher, Der weibliche Faden, Geschichte weitergereicht von Birgitta M. Schulte, zeugt von der zunächst vorsichtigen und dennoch selbstbewussten Annäherung an die lange unterschätzte Bedeutung der Frauen in der Frühgeschichte. Das immer noch überaus lesenswerte Buch stellt jene Forscherinnen vor, die als Erste den Paradigmenwechsel geschafft und benannt haben, wovon zahlreiche weibliche Abbildungen und Skulpturen zeugen: Das ursprüngliche Gottesbild war weiblich. Während Birgitta Schulte damals den weiblichen Faden knüpfte und die Forschungen von Marija Gimbutas, Felicitas D. Goodman und Marie E.P. König durch Interviews mit ihren Schülerinnen ans Licht holte, würde heute kein seriöser Wissenschaftler mehr dementieren, dass in unserer Vorzeit Frauen eine große kulturelle und religiöse Bedeutung gehabt haben und matriarchale Kulturen sehr wohl vorstellbar sind. Aber darüber forschen und publizieren tun sie immer noch wenig.

Letzteres, das Publizieren und Zusammenstellen der weiblichen Spuren, hat nun Barbara Obermüller übernommen und präsentiert in ihrem Buch eine unglaubliche Fülle der weiblichen Seite der Ur- und Frühgeschichte. Systematisch hat sie alle Epochen von der Altsteinzeit über die Jungsteinzeit, die Bronzezeit und dann die Zeiten der Keltinnen und Kelten, der Germaninnen und Germanen und schließlich die Zeit der römischen Besatzung in Europa vorgestellt und auf die Rolle der Frauen hin abgeklopft. Anschaulich beschreibt sie die besonderen Entwicklungsfortschritte der jeweiligen Epoche. Auch historisch vorgebildete Leserinnen nehmen hier etwas mit, staunen über die jahrtausendelangen weiblichen Kontinuitäten und sind erschrocken über die zerstörerische Kraft, mit denen der patriarchale Wandel gegen Ende der Bronzezeit um sich griff und das weitgehend friedliche Zusammenleben in egalitären Strukturen beendete.

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