Catherine Millet gilt in Frankreich als eine der wichtigsten Kunstkritikerinnen, ihre Fachbücher und Essays sind maßgebliche Beiträge zur Kulturgeschichte. Weltweit in Erstaunen versetzte sie Kritiker und Leser aber mit ihren Bestsellern 'Das sexuelle Leben der Catherine M.' und 'Eifersucht', beides autobiografische Schilderungen ihrer intimen Erfahrungen.
Traumhafte Kindheit schließt an diese beiden Werke an, Catherine Millet rekapituliert mit äußerster Präzision die Entwicklung ihrer Wahrnehmung, ihrer Gefühle und ihres Bewusstseins und spiegelt so anhand scharf beobachteter und packend erzählter Episoden, wie sich ihre Persönlichkeit bildete. Offen und frei spricht sie von der Einsamkeit, den diffusen Schuld- und Schamgefühlen, den Ängsten eines jungen Menschen, der seine eigene Familie als 'Glutofen der Hölle' empfindet und sich nicht anders zu helfen weiß, als auf dem Schulhof das alltägliche Elend der Eltern in ausgeschmückten Schilderungen noch einmal zuzuspitzen, um den gesellschaftlichen Makel in Stoff für exklusive Geschichten zu verkehren.
Mit der zärtlichen Stimme einer sensiblen Seherin und einer humorvollen und zugleich dem Ziel einer beobachtenden Objektivität folgenden Darstellung sozialer Abgründe eröffnet Catherine Millet dem Leser Einblicke in die Rätsel der Seele und zitiert wie nebenbei eine Fülle zeitgeschichtlicher Impressionen. Fotografisch genau erinnerte Details fügen sich zu einem Milieu- und Epochenbild, das die Autorin mit hohem Unterhaltungswert zu zeichnen versteht.
Wer den Blick mit Millet auf seine eigene Kindheit zurücklenkt, wird in vielen der hier geschilderten Erfahrungen seine eigenen wiedererkennen und herausgefordert sein, sie besser zu verstehen.
Autor*in / Hrsg.: | Catherine Millet |
Belletristik: | biografische Literatur |
Details: | Originaltitel: Une Enfance de Rêve Übersetzt von: Paul Sourzac Umfang: 240 S. Einband: Gebunden Format (T/L/B): 2 x 20.9 x 13.7 cm Gewicht: 420 g Erscheinungsdatum: 05.10.2017 |
2001 erlangte Catherine Millet mit ihrem autobiographischen Buch "Das sexuelle Leben der Catherine M." einen weltweiten Skandalerfolg. Seitdem ist es um die renommierte französische Kunstkritikerin nicht stiller geworden - gerade erst polarisierte sie in der #Metoo-Debatte, als sie es bedauerte, nicht Vergewaltigungsopfer geworden zu sein, damit sie anderen Frauen hätte zeigen könne, dass frau sehr wohl damit fertig werden könne und die Erfahrung nicht an sein Innerstes heranlassen müsse.
In ihrem Buch "Traumhafte Kindheit" nimmt sie uns mit auf eine Reise zu ihren ganz persönlichen Anfängen, in eine Kindheit, die sie selbst als Hölle auf Erden empfand und in der es ihr jedoch gelang, Distanz mithilfe des Narratives zu schaffen, welches sie bis in die Gegenwart weiterspinnt.
"Im Roman des eigenen Lebens, an dem jeder in seiner Jugend feilt und der weitgehend die ersten Entscheidungen als autonomer Mensch bestimmt - sodass der Beginn des Erwachsenenalters eigentlich nichts anderes ist als das Schwinden der Jugend -, hatte ich die Rolle des Kindes mit zerstrittenen Eltern. Folglich war meine Kindheit unglücklich beziehungsweise unglücklich gewesen. Sie war mein Markenzeichen. Ich akzeptierte diesen mir zugewiesenen Platz nicht nur, ich hielt mich auch daran fest und führte mich auf wie ein Schauspieler, der seine Rolle übertreibt."
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