Dagmar Tollwerth: Zeigerloser Weg. 61 Haiku über Frauen
Mit 61 prägnanten Haiku beschreibt Dagmar Tollwerth 61 berühmte Frauen. Tuschzeichnungen von Yun Nam porträtieren die Frauen, kurze Biographien ergänzen Lyrik und Kunst.
Autor*in / Hrsg.: | Dagmar Tollwerth |
Illustrator*in: | Yun Nam |
Biografien von/über: | Sammelportraits |
Weitere Informationen: | Illustriert von: Yun Nam Umfang: 128 S. Einband: Gebunden Format (T/L/B): 1.5 x 23 x 16.5 cm Gewicht: 391 g Erscheinungsdatum: 28.05.2013 |
Rezension von Philippa Schindler auf AVIVA-Berlin:
Die traditionellen japanischen Haiku gelten als kürzestes Gedichtform der Welt. Dennoch verraten sie unerwartet viel über die berühmten Frauen, die in dieser Biographiesammlung vorgestellt werden.Von Mary Wollstonecraft bis Romy Schneider, von Virginia Woolf bis Mascha Kaléko - jede Seite dieses Buches ist einer einzelnen Frau gewidmet. Auf die ein oder andere Weise haben ihre Leben Spuren hinterlassen und prägen Kunst, Politik oder Wissenschaft bis heute. Die Lyrikerin Dagmar Tollwerth zeichnet ihre Lebenswege in kurzen Biographien nach: Fundiert und in schöner Sprache berichtet sie von den mal verschlungenen, mal ganz gradlinigen Laufbahnen der Protagonistinnen dieser Welt.
Jeder einzelnen von ihnen widmet die Autorin auch ein Gedicht, ein traditionelles japanisches Haiku. Diese Dichtkunst wird schon seit Jahrhunderten praktiziert, im deutschsprachigen Raum ist sie seit den 1920er Jahren bekannt. Damals begann eine kleine Gruppe von LyrikerInnen, wie Rainer Maria Rilke und Anna von Rottauscher, die Form für sich zu nutzen. Eine lebendige Szene entwickelt sich jedoch erst seit einigen Jahren in Deutschland und aktuelle AutorInnen werden vierteljährig in der Vereinsschrift der Deutschen Haiku-Gesellschaft veröffentlicht.
Frei nach dem Leitsatz "In der Kürze liegt die Würze" beschränkt sich der recht assoziative Inhalt des Haiku auf höchstens drei Zeilen. Auch die portugiesisch-deutsche Autorin Dagmar Tollwerth wählt ihre Worte bedächtig, wenn sie die 61 Frauen des "Zeigerlosen Weg" in Versform umschreibt. Stark, feinfühlig und oft humorvoll spiegeln sich ihre Leben und Persönlichkeiten in den Dichtungen wider. Die umtriebige französische Schriftstellerin Marguerite Duras wird so zu einem "exotischen Schmetterling", Marlene Dietrich erscheint als "blauer Engel" der Liebe und die Physikerin Marie Curie wird - nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern - zum Glühwürmchen, das alle "Naturgeheimnisse" kennt.
Besonderheit erfährt das Buch "Zeigerloser Weg" vor allem auch durch die Tuschzeichnungen, die die südkoreanische Künstlerin Yun Nam eigens für das Projekt anfertigte. Mit sicherem Pinselstrich interpretiert sie zahlreiche Portraits der berühmten Frauen neu. Nicht zuletzt, weil Tuschmalerei gerade in Japan als hohe Kunst angesehen wird, fügen sich ihre Bilder stimmig in das Gesamtkonzept des Buches ein - sie eröffnen auch eine weitere sehr persönliche und originelle Perspektive auf die hier vorgestellten Frauen.
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