Grace Paley: Ungeheuere Veränderungen in letzter Minute. Storys

Artikelnummer: 978-3-89561-236-7

Auf den Vortreppen der New Yorker Brownstones oder auf dem Spielplatz machen Frauen und Männer Politik, demonstrieren in der City Hall und im Central Park, kämpfen gegen den Atomkrieg und für Bürgerrechte; Protestsongs erklingen oder werden parodiert.

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Wer "Die kleinen Widrigkeiten des Lebens", den ersten Erzählungsband von Grace Paley, gelesen hat, wird sich freuen, hier einigen ihrer temperamentvollen Figuren wiederzubegegnen. Allen voran Faith, dem Alter Ego der Autorin, ihren Exmännern und Liebhabern, ihren wilden Söhnen Tonto und Richard, aber auch ihrer Nachbarin und Mietshausphilosophin Mrs. Raftery oder ihren Eltern, die inzwischen im jüdischen Altersheim leben und Faith in Gespräche über Leben und Schreiben verwickeln.

Auf den Vortreppen der New Yorker Brownstones oder auf dem Spielplatz machen Frauen und Männer Politik, demonstrieren in der City Hall und im Central Park, kämpfen gegen den Atomkrieg und für Bürgerrechte; Protestsongs erklingen oder werden parodiert. Als unkonventionelle Feministin lässt Grace Paley in "Ungeheure Veränderungen in letzter Minute" Menschen jeglicher Herkunft aufeinandertreffen in teils komischen, teils dramatischen Situationen.

Autor*in / Hrsg.: Grace Paley
Weitere Informationen: Originaltitel: Enormous Changes at the Last Minute
Übersetzt von: Sigrid Ruschmeier
Umfang: 256 S.
Einband: Gebunden
Format (T/L/B): 2.6 x 21 x 13.5 cm
Gewicht: 400 g
Erscheinungsdatum: 11.02.2014

Rezension von Lisa Sophie Kämmer auf AVIVA-Berlin:

Die große alte Dame der amerikanischen Shortstory erzählt in wundersamer Komik alltägliche New Yorker Geschichten von überforderten Müttern, arroganten Kerlen, "zweijährigen quäkenden Quenglern und Wochenendschwulen."

Auf eine zynische Bemerkung der von der Trivialität ihres Alltags sichtlich gelangweilten Protagonistin Faith folgen Beschreibungen des eigenen sozialen Milieus, die die LeserInnen bereits auf den einzigartigen Erzählstil Grace Paleys einstimmen: auf die bildreichen Verdichtungen ihrer Kurzgeschichten, ihre dabei ungeschönte Schonungslosigkeit und umgangssprachliche Derbheit sowie die Rekrutierung ihrer AkteurInnen aus den Reihen sozial Benachteiligter - vornehmlich alleinerziehender Mütter.

"Gerade als ich tiefgründige Gespräche am meisten brauchte, das heißt, einen Hauch der weiten Männerwelt oder zumindest einen gescheiten Gefährten, der meine freundliche Sprache in sein Idiom unsterblicher fleischlicher Liebe übersetzen konnte, war ich gezwungen, umgeben von Kindern, hier im Park in unserer Nachbarschaft herumzuhängen."

In der Geschichte "Faith im Baum", die wohl zu den gelungensten des vorliegenden Erzählbandes gerechnet werden darf, bestimmen auf diese Weise Frauen und Kinder der unteren New-Yorker-Schichten die gesellschaftliche Momentaufnahme, die durch die gleichnamige Protagonistin von einem Ahornbaum aus gemacht wird. Aus den eigenen Reihen ihrer Freundinnen und Nachbarinnen begegnen Faith hierbei arbeitsuchende oder gering entlohnte Mütter, die in der Mehrzahl von ihren Männern verlassen und mit der Erziehung der gemeinsamen Kinder im Stich gelassen wurden, während sich die Väter nunmehr mit jüngeren Frauen zu vergnügen wussten, die sich "zwischen den Beinen rasierten." Auch von der Zweifachmutter Faith erfährt die Leserin, dass sie von ihrem Mann sitzen gelassen wurde, der sich allerdings in regelmäßigen Abständen - wenn auch zumeist lediglich mit der Bitte um Geld - bei ihr und den Kindern meldet. In einer seiner kühnen Postkarten aus dem Süden ließ er es sich dabei nicht nehmen, auch von seiner neuen Freundin zu schwärmen:
"Eine wunderbare Frau. Erinnert mich an Dich vor zehn Jahren."

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