Heinz-Jürgen Voß: Biologie & Homosexualität: Theorie und Anwendung im gesellschaftlichen Kontext

Artikelnummer: 978-3-89771-122-8

Das Konzept 'Homosexualität' entstand im 19. Jahrhundert und ist eng mit Biologie und Medizin verwoben. Vor dem Hintergrund der massiven staatlichen Verfolgung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen argumentierten Menschen mit der 'Natürlichkeit'...

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Das Konzept 'Homosexualität' entstand im 19. Jahrhundert und ist eng mit Biologie und Medizin verwoben. Vor dem Hintergrund der massiven staatlichen Verfolgung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen argumentierten Menschen mit der 'Natürlichkeit' gleichgeschlechtlichen sexuellen Tuns.

'Von Natur aus' gleichgeschlechtlich begehrend, dürften die so handelnden Menschen nicht bestraft werden. Auch die Gegenseite argumentierte biologisch-medizinisch. Beide Richtungen trugen damit dazu bei, dass 'Homosexualität' als Konzept etabliert und Biologie und Medizin zu bestimmenden Instanzen über die Legitimität sexuellen Handelns wurden.

Ausgehend von der Genese des Homosexualitäts-Diskurses erläutert der Biologe Heinz-Jürgen Voß die damit verbundenen biologischen Theorien. Dabei stehen Theorien der Keimdrüsen- und Hormonforschung, der Genetik, Neurobiologie und Evolutionsbiologie sowie ihre jeweiligen Methoden im Fokus. Der Autor arbeitet heraus, dass die Forschung vielfach von dem Ziel geleitet war, gleichgeschlechtliches sexuelles Begehren auszulöschen. Die Grenzen zu Menschenexperimenten wurden dabei auch noch nach 1945 überschritten.

Da Homosexualität 1991 aus der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) gestrichen wurde, bietet sich aktuell das Potenzial, auch die Forschung neu - ohne diskriminierende Vorannahmen - auszurichten.

Autor*in / Hrsg.: Heinz-Jürgen Voß
Weitere Informationen: transparent geschlechterdschungel 3
Umfang: 87 S.
Einband: Kartoniert
Format (T/L/B): 0.8 x 18 x 11 cm
Gewicht: 87 g
Erscheinungsdatum: 08.02.2013

~ INHALT ~

Rezension von Diana Schellenberg auf querelles-net:

Heinz-Jürgen Voß gibt einen spannenden Überblick über die historische Entwicklung des Homosexualitätskonstruktes und damit verbundene biologistische Erklärungsansätze. Der Schwerpunkt liegt dabei zunächst im deutschsprachigen Raum. Es wird deutlich, wie stark Forschungsarbeiten zum Thema Homosexualität in einem kategorialen und pathologisierenden Deutungsmuster gefangen sind und dass viele der entsprechenden Arbeiten in direkter oder indirekter Tradition nationalsozialistischer Forscher_innen stehen. Der Rahmen des schmalen Bändchens erlaubt nur eine kurze Übersicht, die aber bisher im deutschsprachigen Raum fehlte. Es ist sowohl für Aktivist_innen als auch für Menschen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen, geeignet.

Biologistische Argumentationen zum menschlichen Sexualverhalten haben in einem gewissen Rahmen und in bestimmten historischen Kontexten dazu beigetragen, dass Menschen ihre Sexualität unter weniger repressiven Zwängen ausleben können. Vor allem in Gesellschaften, die letztlich auch aus restriktiven moralischen Werten des Christentums erwachsen sind, wird ein weniger häufig beobachtetes und damit als weniger normgerecht wahrgenommenes Verhalten nicht selten im Rahmen einer Schuldfrage bewertet: Kann die Person etwas für ihr als abnorm wahrgenommenes Verhalten oder nicht? Dabei kann es für die Betroffenen durchaus hilfreich sein, wenn ihre sexuellen und emotionalen Vorlieben als vorbestimmt und damit nicht unter ihrem Einfluss stehend wahrgenommen werden, da dies augenscheinlich zunächst weniger direkte Folgen wie Bestrafungen oder Umerziehungsversuche befürchten lässt. Jedoch ,eignen? sich biologistische Argumentationen ebenso gut wie solche, die Homosexualität als etwas Erlerntes konstruieren, zur Entwicklung pathologisierender Theorien und daraus folgender 'Interventionen' und Repressionen.
Biologie und Homosexualität. Theorie und Anwendung im gesellschaftlichen Kontext reiht sich ein in eine Anzahl von Veröffentlichungen zu Konstruktionsprozessen in den biologischen und medizinischen Wissenschaften (z. B. Voß 2012, 2010) und leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Analyse auf Sexualität bezogener Klassifizierungsmechanismen.

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