Empfohlen von der Stiftung Lesen (2016)
Jury: "Ein schwieriges Thema - einfühlsam und überzeugend verpackt!"
FEMBooks zu diesem Buch:
"Meine Tante nannte mich Wildfang.
Dann kam der Krieg und meine Tante nannte mich nicht mehr Wildfang."
Diese zwei Sätze zu Beginn des Buches machen klar, dass dies Mädchen anders als die allermeisten Kinder in Europa aufwächst. Es wird von seiner Tante aufgezogen, wobei wir nie erfahren was mit seinen Eltern ist, und es erlebt Krieg. Die Tante und Wildfang fliehen aus ihrem warmen Land in ein fremdes und kaltes Land. Alles dort ist ungewohnt und Wildfang fühlt sich sehr einsam. Bis sie im Park ein Mädchen aus dieser anderen Welt kennenlernt. Die beiden kommen sich näher und das Mädchen lernt ihr allmählich die fremde Sprache.
Der allmähliche Wechsel in die andere Welt wird im Buch durch einen farblichen Wechsel von rot zu blau dargestellt. Rot-orange ist die erste Welt von Wildfang und rot-orange bleibt sie selbst bis zum Ende des Buches. Jedoch ihre schützende rot-orangene Kuscheldecke aus der alten Welt nimmt zusehends das Blau der neuen Welt an, bis am Ende ihre neue Welt eine bunte Mischung aus beiden Welten und Farben ist. Ein gelungenes Buch und bestens geeignet, Kindern die Erfahrungen von Flüchtingskindern näher zu bringen.
Autor*in / Hrsg.: | Irena Kobald |
Illustrator*in: | Freya Blackwood |
Kinderbuch zu: | Kinder of Color Kinder weltweit Freundschaft Krieg und Gewalt Flucht und Migration |
Details: | Originaltitel: My two blankets Übersetzt von: Tatjana Kröll Umfang: 32 S. Einband: Gebunden Format (T/L/B): 0.9 x 25.6 x 21.6 cm Gewicht: 381 g Lesealter: 5+ Erscheinungsdatum: 20.02.2015 |
Rezension des Leipziger Lesekompass von Leipziger Buchmesse und Stiftung Lesen (2016):
Der Name "Wildfang" ist dem Mädchen ebenso verloren gegangen wie seine Heimat, die es gemeinsam mit seiner Tante wegen des Krieges verlassen musste. Das neue Land bietet zwar Sicherheit, aber alles ist fremd: das Essen, die Tiere und Pflanzen, sogar der Wind. Vor allem anderen aber ist es die vertraute Sprache, die fehlt. Die Sprache, in die das Mädchen sich einkuscheln kann wie in eine warme, schützende Decke, unter der man am liebsten gar nicht hervorkommen möchte. Doch dann hätte die Begegnung mit dem anderen Mädchen im Park nicht stattfinden können, das mit seinem Lächeln, dem gemeinsamen Spiel und vielen neuen Worten die Grundlage für eine weitere Decke legt, die genauso warm, weich und gemütlich ist wie die alte ...
Die Verbindung einer einfachen, aber dennoch poetischen Geschichte mit starken Bildern vermittelt überzeugend, wie das Ankommen in einem neuen Zuhause gelingen kann: über den Zugang zu Sprache! Ob jüngere Kinder oder Kinder mit geringen Sprachkenntnissen die Metapher der wärmenden Sprachdecke nun wirklich verstehen, ist dabei nicht von Belang. Die ausdrucksstarken Illustrationen erzählen ganz eigenständig von Angst, Rückzug, Einsamkeit, Hoffnung und Freundschaft. Gefühle werden durch Farben und subtile Details verdeutlicht, Träume und Wünsche in eindringliche Bilder gefasst. Ein schönes und wichtiges Buch, perfekt zum dialogischen Vorlesen geeignet - nicht nur für jüngere Kinder.
Themen: Krieg, Flucht, Einsamkeit, Freundschaft, Sprache, Miteinander
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