Irene Runge: Wie ich im jüdischen Manhattan zu meinem Berlin fand. oder Reisen Ankommen Leben

Artikelnummer: 978-3-940274-61-8

Ein Buch für alle, die sich für verschiedene Aspekte alltäglichen jüdischen Lebens, für Manhattans Urbanität und für West-Remigrantengeschichten in der DDR interessieren.

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Ein Buch für alle, die sich für verschiedene Aspekte alltäglichen jüdischen Lebens, für Manhattans Urbanität und für West-Remigrantengeschichten in der DDR interessieren.

Die Autorin, 1942 in Manhattan geboren, erzählt von Eigenheiten aus den Anfangsjahren der DDR, ihrer eigenen Entwicklungsgeschichte und den Reisen in die Stadt ihrer Geburt. Zentral sind die persönlichen Erlebnisse, das komplexe jüdisch-emigrantische Umfeld der Nachkriegsheimkehrer aus dem Westexil, und der Weg, der zur Entdeckung ihrer eigenen jüdischen Identität geführt hat. Die bei jedem Manhattan-Besuch beeindruckende jüdische Vielfalt im Alltag der Metropole führt zu Reflektionen über die Verdrängung der jüdischen Wirklichkeit im eigenen Milieu bis ins heutige Berlin.

Einzigartige Notizen aus über 20 Jahren von Reisen ins jüdische Manhattan und vom Leben im Berliner jüdischen wie nichtjüdischen Alltag.

Autor*in / Hrsg.: Irene Runge
Frauenleben in: USA/Kanada Europa
Literatur zu: Migration und Exil
Thema: jüdische Frauen
Weitere Informationen: Umfang: 327 S.
Einband: Kartoniert
Format (T/L/B): 2.5 x 20 x 12.1
Gewicht: 334 g
Erscheinungsdatum: 15.09.2012

Wir kamen aus Manhattan. Der Ostberliner Alltag dürfte die dort gebliebene Verwandtschaft nicht interessiert haben. Erst der Mauerbau machte die Grenze sichtbar. Da war die Vorgeschichte fast verblasst. Mich berührte die Mauer nicht, ich hatte ein striktes Westverbot, die Betonierung der bisherigen Realität schien mir die logische Folge jenes Kriegs zu sein, den wir in Manhattan überlebt und den die noch immer lebenden Deutschen ausgelöst hatten. [...] Als Kind schienen mir alle Menschen wie wir zu sein. Bis auf eine Handvoll waren anfangs in der DDR alle Menschen weiß. Das änderte sich erst, als einige tausend Studenten und Vertragsarbeiter auf Zeit aufgenommen wurden.

In Manhattan heißt kaukasisch, wer zu den Weißen gehört. Die Fragebögen lassen auch farbig oder asiatisch zu. Ob man dem einen oder anderen Göttern dient, gottlos, säkular oder Atheist ist, wie immer man Landessprache beherrscht, jeder sagt: Im an American. Hinzugefügt wird je nach Bedarf die Herkunft: Irland, Russland, China, Deutschland, Polen, Jemen, Schweden, Pakistan und so weiter. Ob jemand zudem jüdisch ist, wäre dann die nächste Frage. Heute geht es großzügiger zu als zu der Zeit, da der anti-kommunistische Horror meine Eltern darin bestärkte, mit mir ihr Exil- und mein Geburtsland zu verlassen. In einem Teil Deutschlands war der Aufbau eines sozialistischen Staates vorgesehen. Menschen wie sie waren dazu eingeladen. Ich weiß nicht, ob sie ohne McCarthy zurückgegangen wären.
Rezension von Miriam Magall auf AVIVA-Berlin:

Wer in diesem Buch viel Neues aus Irene Runges Privatleben erwartet hat, wird eher enttäuscht, denn davon ist bei ihr nur wie ganz nebenbei zu erfahren. Sehr viel mehr ist dagegen aus dem privaten und öffentlichen Leben, vor allem von Jüdinnen und Juden in Manhattan und auch in Berlin, zu lernen.

Runge ist die Tochter von überzeugten KommunistInnen, die rechtzeitig die Flucht ergreifen. Sie wird 1942 in Manhattan geboren, ihre Eltern kehren 1949 in das in ihren Augen bessere Deutschland, in die DDR, zurück. Zu ihrer Erziehung sagt Irene Runge gleich auf der ersten Seite:

"Meine Generation wurde vor allem politisch erzogen."

Dass sie jüdisch ist, wird ihr erst später klar. Seit 1971 geht sie manchmal in Ostberlins Jüdische Gemeinde, einige Jahre später, 1977, wird sie Mitglied. Aber erst 1984 "begriff ich in Manhattan, wie sehr mich auch diese Herkunft geprägt hat".

Sie schreibt denn auch sehr ausführlich über Chabad, einer chassidischen Bewegung, die auf den um 1700 geborenen Rabbi Ben Elieser, genannt "der Bescht", der "Meister des guten Namens", zurückgeht. Wir erfahren von ihrem Besuch beim noch lebenden siebten Rebbe, bei Mendel Menachem Schneerson, in Brooklyn, und von ihrem Besuch an seinem Grab. In dem von ihr gegründeten Jüdischen Kulturverein in Ostberlin sind immer wieder Schlichim, Gesandte des Rebben, vor und nach seinem Tod, zu Besuch und bringen den Mitgliedern des Vereins das Judentum nahe.

Beim Lesen von der Schabbes-Feier in der Carlebach Shul in Manhattan mit Reb Shlomo, Rabbiner Shlomo Carlebach, werde zumindest ich geradezu neidisch auf Irene Runge, dass sie da mitmachen durfte. Immer wieder ist die Rede davon, wie sehr Jüdinnen und Juden, jüdische Feiertage und Bräuche in Manhattan als etwas Selbstverständliches, als normaler Bestandteil des täglichen und feiertäglichen Lebens dazugehören, was in Berlin bis heute nicht selbstverständlich ist.

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