Jasna Zajcek will wissen, welche Menschen aus Syrien nach Deutschland kommen, wie der Krieg sie geprägt hat, worauf sie hoffen, was sie antreibt. Sie unterrichtet als Deutsch-Lehrerin in Sachsen Flüchtlinge, recherchiert in Berlin und im Westen unter Pegida-Anhängern, 'Gutmenschen' und Sozialarbeitern. Rechtspopulismus, Not der Zuwanderung oder Integration sind die Fragen, denen Zajceks Reportage auf den Grund geht. Mit harter Radiernadel zeichnet sie das Bild eines kalten Landes.
Kaltland, denn das Geschäft mit den Flüchtlingen ist wichtiger als ein menschliches Willkommen. Kaltland, denn Angst und Ressentiments greifen auch unter liberalen Städtern um sich. Kaltland, denn viele Flüchtlinge sind schlecht ausgebildet, verbinden hohe Erwartungen mit geringer Lernbereitschaft, finden die Demokratie dubios und den CSD widerlich.
Kaltland ist das Deutschland der Gegenwart. Diese Sozial-Reportage ist ein Blick in den Spiegel und ein nüchterner Fingerzeig für die Politik, wenn sie 'das' wirklich schaffen will und Integration gelingen soll.
Autor*in / Hrsg.: | Jasna Zajcek |
politische Themen: | Rechtsextremismus Politik und Demokratie Rassismus & kulturelle Hegemonie |
Details: | Umfang: 256 S. Einband: Gebunden Format (T/L/B): 2.4 x 21 x 13.5 cm Gewicht: 370 g Erscheinungsdatum: 01.03.2017 ~ LESEPROBE ~ |
Die Journalistin und Autorin ("Ramadan Blues", "Unter Soldatinnen") war mehrere Monate Deutschlehrerin für Geflüchtete in Sachsen. Den Alltag im Heim und dessen Missstände dokumentiert sie in ihrem Erfahrungsbericht "Kaltland" ebenso wie offenen Rassismus der Dorfbewohner_innen.
"Es ist deutsch in Kaltland" dichtete die Punkband Toxoplasma in einem Song aus dem Jahr 1994. Wenige Jahre zuvor waren der nach der Wiedervereinigung neu erstarkte Nationalismus und die politische wie mediale Hetze gegen Asylsuchende in den rassistisch motivierten Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen kulminiert.
"Verschlossene Türen und Fenster
Geflüster hinter vorgehaltener Hand
Ich spür´ die Blicke hinter weißgewaschenen Gardinen
Seh´ Kinder spielen zwischen Unkrautex und Sagrotan"
"Hier ist Kaltland"
Im Sommer 2015 brennen in Deutschland wieder Flüchtlingsunterkünfte. Und auf verschlossene Türen stößt die Autorin im Ort Tipschitz nahe Bautzen, in dem sie in einem Asylbewerber_innenheim mit dem Namen "Haus am Wald", bezahlt von einem Start-Up-Unternehmen, freiwilligen Deutschunterricht für syrische Geflüchtete anbieten soll. "Hier ist Kaltland", ist einer ihrer ersten Gedanken, als sie in der sächsischen Provinz ankommt. Und während der kommenden Monate wird sie nicht nur beobachten, wie die Geflüchteten große Schwierigkeiten haben, sich dort zu integrieren, wo lautstarke Demonstrationen und gewalttätige Übergriffe ihnen veranschaulichen, dass sie nicht willkommen sind. Auch Zajcek selbst wird kaum Anschluss finden in den dörflichen Strukturen, zwischen sogenannten besorgten Bürger_innen und AfD-Anhänger_innen.
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