Rezension zu: Johanna Spyri, Irma Krauß, Markus Zöller: Heidi (Arena Bilderbuch-Klassiker mit CD)

16.04.2013 21:45
Der Arena-Verlag hat mit dem "Heidi"-Bilderbuch den Versuch gestartet, eine Geschichte, die ursprünglich für ältere Kinder verfasst worden ist, auch für kleinere Kinder erfahrbar zu machen. Ich habe das "Heidi"-Buch meiner Tochter zum 4. Geburtstag geschenkt, um ihr Repertoire an Büchern mit starken Mädchen-Figuren zu vergrößern - und muss sagen, dass dieses Experiment nicht vollends geglückt ist.

Jedes Kapitel des Originals wurde auf ein bis zwei Seiten verkürzt, so dass es insgesamt sehr viele Wechsel von Orten und Handlungen gibt, die für ein vierjähriges Kind noch schwer zu verstehen sind. Die Geschichte ist trotz der sehr schönen altersgerechten Illustrationen sehr komplex und wirft zunächst sehr viele Fragen für kleinere Kinder auf: Warum hat Heidi keine Eltern mehr und lebt bei ihrem Großvater? Warum ist der zunächst mürrisch und will sie nicht bei sich haben? Warum muss sie irgendwann vom Großvater wieder weg und nach Frankfurt ziehen? Warum ist das Kindermädchen Fräulein Rottenmeier so streng und lieblos? Warum wird Heidi bald traurig und krank?

Sehr schade ist es auch, dass alle erwachsenen Frauen in der Geschichte so schlecht dargestellt werden. Entweder sind diese schon gestorben, so wie Heidis und Klaras Mutter, oder emotional erkaltet und streng, so wie Tante Dete und Fräulein Rottenmeier. Liebevoll dagegen sind Peters und Klaras Großmütter.

Gut ist es, das Buch in aller Ruhe zusammen mit dem Kind durchzulesen und sich genug Zeit für alle Fragen und Erklärungen zu nehmen. Es ist besser, zunächst mit einigen Seiten oder Kapiteln anzufangen, da das komplette Buch ein vierjähriges Kind zunächst überfordert. Mehrmaliges und wiederholtes Vorlesen lassen die einzelnen Episoden im Buch jede für sich begreifbar werden. 

Keinesfalls sollte diese elterliche Aufgabe auf das bloße Abspielen der mitgelieferten CD abgewälzt werden. Der Erzähler prescht so temporeich durch die gesamte Geschichte, dass keine Zeit zum Verarbeiten des Gehörten verbleibt, so dass mir beim ersten Zuhören ganz schwindelig im Kopf geworden ist. Wie wirkt das dann erst auf ein vierjähriges Kind?

Dabei hätte ich mir von dem Buch und der CD gewünscht, dass diese dem Kind die wilde Freiheit von Heidis Leben auf der Alm näher bringen, wo sich in der Natur erfahrungsgemäß auch die Zeit unabhängiger und ohne Eile bewegt.
Bei dem Hörbuch ist davon nichts zu finden. Das Buch ist in Ansätzen dazu in der Lage, wenn Kind, Eltern oder andere Vorleser sich die Zeit für das "Heidi"-Buch nehmen, am besten zusammen mit einem längeren Urlaub in den Schweizer Bergen.

Doreen Heide, FEMBooks

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