Juliane Beer: Frau Doktor E. liebt die Abendsonne
Frau Dr. E., Mitte 40 und Single, arbeitet kompetent und engagiert als Ärztin in Kapstadt, Berlin und Hamburg. Unruhig wird sie, als sie nach Antritt einer neuen Arbeitsstelle in der norddeutschen Provinz im Ärzteblatt lesen muss, dass möglicherweise eine 'falsche Ärztin' in Deutschland unterwegs sei. Neben der tragikomischen Handlungsfassade um Frau Dr. E. geht es um Biografien und Familientragödien, psychische Erkrankungen, das Kleinbürgertum, vergessene Gespenster und kreative Handlungsstrategien von Mädchen und Frauen.
Autor*in / Hrsg.: | Juliane Beer |
Belletristik: | zeitgenössischer Roman |
Details: | Umfang: 236 S. Einband: Kartoniert Gewicht: 259 g Erscheinungsdatum: 10.03.2015 |
Rezension von Mira Sigel auf dem Blog Störenfriedas
Frau Dr. E. ist eine Frau, wie es sie zu hunderttausenden gibt. Nicht mehr ganz jung, aber noch lange nicht alt, bestens gebildet, eine Ärztin, die mit ihrem Beruf verheiratet ist und in den Großstädten Deutschlands und den Metropolen der Welt arbeitet. Kinder hat sie nicht, einen Mann auch nicht und das macht sie prinzipiell schon suspekt. Will sie etwa keiner? Auf die Idee, dass Frau Dr. E. ihr Leben gut findet, wie es ist, kommt niemand. Es kommt sogar noch schlimmer: Eine "falsche" Ärztin treibt ihr Unwesen und führt zu allerlei Vermutungen und Misstrauen.
Autorin Juliane Beer ist mit "Frau Dr. E. liebt die Abendsonne" ein außergewöhnliches Buch gelungen, klug, leise und humorvoll, mit der Weisheit einer Frau geschrieben, die das Leben bereits kennt und trotzdem noch nicht genug von ihm hat. Frau Dr. E. taugt als Vorbild für alle Frauen jenseits der dreißig, die erfolgreich und unabhängig ihr Leben bestehen und denen man gerade deshalb unterstellt, dass mit ihnen "etwas nicht stimmt". Der Buch erzählt von Frau Dr. E.s Alltag, von den großen und kleinen Familientragödien, der Enge kleinbürgerlichen Verhaltens, für das eine alleinstehende Frau schon eine Bedrohung ist und die vielfachen sozialen Mechanismen psychischer Krankheit. Absolute Leseempfehlung - wer noch nach einer feministischen Strandlektüre mit Unterhaltungsfaktor sucht, hat sie hier gefunden!
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Rezension von Konstanze Hanitzsch auf dem Blog undercurrents
Promethea deutscher (Familien-)Zustände - Juliane Beers neue Romanheldin bringt Licht in dunkle Verhältnisse
Juliane Beers neuer Roman Frau Dr. E liebt die Abendsonne ist keiner, den man oder frau leichten Herzens liest. Die Autorin widmet sich namentlich dunklen und quälenden Familienabgründen. Doch sie tut dies so beherzt, mit Witz, Ironie und einer glasklaren Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse, dass es eine Freude ist. Spiegelkabinett dieser erwähnten Verhältnisse sind stationäre Einrichtungen wie Obdachlosenstationen für Kinder, Psychiatrien und Seniorenwohnheime. Diese durchzieht die Heldin des Romans wie ein weiblicher Prometheus, die versucht Licht in das Dunkel zu bringen, d.h. sowohl aufzuklären als auch Hilfe zu bringen.
Das zentrale Thema: Töchter von psychisch kranken Müttern. Deren Verlorenheit und Unsichtbarkeit. Schauplatz ist Norddeutschland, mittelgroße Städte wie Kiel, Neustadt und Lübeck. Die Autorin nimmt die Lesenden mit auf eine Reise an der Seite der Hauptfigur des Romans, Frau Dr. E., aus deren Sicht dieser erzählt ist. Ähnlich wie Frau Paesch - der Heldin aus Beers Roman Arbeit kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen, eine JobCenter Sachbearbeiterin, die den Zwängen des Hartz IV Systems ein Schnippchen schlägt - steht Frau Dr. E. quer zum System, das sie durchkreuzt und an dessen innersten Schnittstelle eine Tochter steht. Sie entwickelt subversive Strategien im herrschenden System, indem sie (ganz im Sinne gemeinhin männlicher Hochstapler) mit Hilfe selbst geschaffener Identitäten und damit einhergehender Arbeitsmöglichkeiten, den Betroffenen mit Rat und Tat beiseite steht. Beispielsweise setzt sie sich dafür ein, Patient_innen nicht mit Schlafmitteln ruhig zu stellen, sondern stattdessen Personal einzustellen, dass sich ausreichend um diese kümmert.
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Frau Dr. E. ist eine Frau, wie es sie zu hunderttausenden gibt. Nicht mehr ganz jung, aber noch lange nicht alt, bestens gebildet, eine Ärztin, die mit ihrem Beruf verheiratet ist und in den Großstädten Deutschlands und den Metropolen der Welt arbeitet. Kinder hat sie nicht, einen Mann auch nicht und das macht sie prinzipiell schon suspekt. Will sie etwa keiner? Auf die Idee, dass Frau Dr. E. ihr Leben gut findet, wie es ist, kommt niemand. Es kommt sogar noch schlimmer: Eine "falsche" Ärztin treibt ihr Unwesen und führt zu allerlei Vermutungen und Misstrauen.
Autorin Juliane Beer ist mit "Frau Dr. E. liebt die Abendsonne" ein außergewöhnliches Buch gelungen, klug, leise und humorvoll, mit der Weisheit einer Frau geschrieben, die das Leben bereits kennt und trotzdem noch nicht genug von ihm hat. Frau Dr. E. taugt als Vorbild für alle Frauen jenseits der dreißig, die erfolgreich und unabhängig ihr Leben bestehen und denen man gerade deshalb unterstellt, dass mit ihnen "etwas nicht stimmt". Der Buch erzählt von Frau Dr. E.s Alltag, von den großen und kleinen Familientragödien, der Enge kleinbürgerlichen Verhaltens, für das eine alleinstehende Frau schon eine Bedrohung ist und die vielfachen sozialen Mechanismen psychischer Krankheit. Absolute Leseempfehlung - wer noch nach einer feministischen Strandlektüre mit Unterhaltungsfaktor sucht, hat sie hier gefunden!
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Rezension von Konstanze Hanitzsch auf dem Blog undercurrents
Promethea deutscher (Familien-)Zustände - Juliane Beers neue Romanheldin bringt Licht in dunkle Verhältnisse
Juliane Beers neuer Roman Frau Dr. E liebt die Abendsonne ist keiner, den man oder frau leichten Herzens liest. Die Autorin widmet sich namentlich dunklen und quälenden Familienabgründen. Doch sie tut dies so beherzt, mit Witz, Ironie und einer glasklaren Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse, dass es eine Freude ist. Spiegelkabinett dieser erwähnten Verhältnisse sind stationäre Einrichtungen wie Obdachlosenstationen für Kinder, Psychiatrien und Seniorenwohnheime. Diese durchzieht die Heldin des Romans wie ein weiblicher Prometheus, die versucht Licht in das Dunkel zu bringen, d.h. sowohl aufzuklären als auch Hilfe zu bringen.
Das zentrale Thema: Töchter von psychisch kranken Müttern. Deren Verlorenheit und Unsichtbarkeit. Schauplatz ist Norddeutschland, mittelgroße Städte wie Kiel, Neustadt und Lübeck. Die Autorin nimmt die Lesenden mit auf eine Reise an der Seite der Hauptfigur des Romans, Frau Dr. E., aus deren Sicht dieser erzählt ist. Ähnlich wie Frau Paesch - der Heldin aus Beers Roman Arbeit kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen, eine JobCenter Sachbearbeiterin, die den Zwängen des Hartz IV Systems ein Schnippchen schlägt - steht Frau Dr. E. quer zum System, das sie durchkreuzt und an dessen innersten Schnittstelle eine Tochter steht. Sie entwickelt subversive Strategien im herrschenden System, indem sie (ganz im Sinne gemeinhin männlicher Hochstapler) mit Hilfe selbst geschaffener Identitäten und damit einhergehender Arbeitsmöglichkeiten, den Betroffenen mit Rat und Tat beiseite steht. Beispielsweise setzt sie sich dafür ein, Patient_innen nicht mit Schlafmitteln ruhig zu stellen, sondern stattdessen Personal einzustellen, dass sich ausreichend um diese kümmert.
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