Karoline Georges: Synthese
Ein junges Mädchen flüchtet sich in die Welt hinter dem Bildschirm und in die Fiktionen ihrer Bücher. Sie verliert den Halt in der Realität. Als emotionsloses Model macht sie in Paris Karriere und wird sehr jung finanziell unabhängig. Sie tritt mit der Außenwelt kaum mehr in Kontakt und beginnt ihre eigene, virtuelle Welt zu kreieren.
Wie sie den Weg zurück zu ihren Eltern und zu sich selbst findet, erzählt sie Jahre später, als reife Frau, die ihren Werdegang informativ, klug und als leidenschaftliches Plädoyer für das Leben schildert.
Wie sie den Weg zurück zu ihren Eltern und zu sich selbst findet, erzählt sie Jahre später, als reife Frau, die ihren Werdegang informativ, klug und als leidenschaftliches Plädoyer für das Leben schildert.
Autor*in / Hrsg.: | Karoline Georges |
Belletristik: | zeitgenössischer Roman |
Details: | Originaltitel: De Synthèse Übersetzt von: Frank Heibert Einbandart: gebunden Umfang: 176 S. Format (T/L/B): 2 x 20.8 x 13.5 cm Gewicht: 308 g Erscheinungsdatum: 09.11.2021 |
Die Designer lieben pflegeleichte Mannequins wie mich, die so wenig Platz wie möglich brauchen, die stumm und ohne Stimmungen erstarren können, ohne Gefühlsausbrüche während der ganzen Zeit des Ankleidens, Schminkens, Frisierens. Die Capricen gewisser Stars dulden sie, aber eigentlich sollten die durchschnittlichen Profi-Models, zu denen ich zählte, besser gar nichts ausdrücken, weder Bewunderung noch Furcht, weder Ablehnung noch Zustimmung bezogen auf eine Frisur oder ein Accessoire. Um sich in der Welt der Bilder zu halten, musste man mit seiner Unbeweglichkeit alles umschließen. Der geringste Fehltritt konnte das Welken der Haut beschleunigen; in Lachen auszubrechen konnte die Lachfältchen in permanente Falten verwandeln, Alkoholkonsum änderte die Funktionsweise des Körpers insgesamt, vor allem das Gleichgewichtsgefühl, unabdingbar für den Laufsteg. Um immer wieder gebucht zu werden und über die Bilder Zugang zur Unsterblichkeit zu bekommen, hieß es seine Lebensfunktionen zu verlangsamen, sich für eine umfassende Reglosigkeit zu entscheiden, still auf das nächste Klicken der Kamera zu warten. Meine Art, ständig abwesend zu sein, Blick- und Wortwechsel zu vermeiden, wurde als Ausdruck von Respekt und Professionalität wahrgenommen. Ich stellte keine Fragen und antwortete auf Fragen an mich mit kurzen Kopfbewegungen oder Einsilbigkeit; keine abrupten Reaktionen. Ich war fügsam und passiv, flexibel und veränderbar. Die Regeln der Kunst begriff ich intuitiv.