Rezension zu: Sabine und Wolfram Schwieder: Astrid Lindgrens Schweden. Von Bullerbü zur Villa Kunterbunt

29.01.2013 13:26

Es muss eine äußerst dankenswerte Aufgabe sein, ein Buch über Astrid Lindgrens Schweden zu schreiben. Astrid Lindgren und ihre Familie haben Zeit ihres Lebens darauf geachtet, die Erinnerung an Lindrens Werk in möglichst originalgetreuer und bescheidener Weise und ohne den sonst üblichen kommerziellen Klimbim aufrecht zu erhalten.

Nirgendwo sonst zeigt sich dies so sehr wie in der "Astrid Lindgren Welt" am Rand ihrer Geburtsstadt Vimmerby. Was schnell zu einem Lindgren-Rummel hätte ausarten können, ist trotz des alljährlichen sommerlichen Touristenansturms ein sowohl bestens organisiertes und gleichzeitig zauberhaftes Erlebnis für die ganze Familie. Die liebevoll gestalteten Kulissen und die Schauspieler*innen geben Astrid Lindgrens Geschichten und die dazu entstandenen Lieder mit so viel Herz wieder, dass es eine Freude ist, ihnen zuzuschauen und zuzuhören. (Meine damals dreijährige Tochter erzählt immer noch davon, wie sie Pippi und Madita in der "Astrid Lindgren Welt" getroffen hat.)

Die Autor*innen laden aber auch dazu ein, sich zu Fuß durch Vimmerby, Astrid Lindgrens "kleine Stadt" der Kindheit, zu begeben und viele wichtige Orte in ihrem Leben und ihren Büchern zu entdecken. Wer wusste schon vorher, welche reale Person aus Astrid Lindgrens Leben Vorbild für ihre "Madita" war und in welchem Haus diese wohnte?

So profitiert vor allem von diesem Buch, wer die Bücher Astrid Lindgrens gut kennt. Überall finden sich die Originalschauplätze zu ihren Geschichten. Da steht "Pipis Limonadenbaum" in Näs und dort liegt die Insel im See, auf der Pippi, Thomas und Annika Schiffbruch erlitten. Aus eigener Erfahrung empfehlenswert ist auch ein Besuch in Sevedstorp, der Vorlage für Büllerbü. Bei schönem Wetter lässt sich dort im Heu toben, ein hohler Baum erkunden und vortrefflich im Café speisen.

Doch entführen die in dem Buch beschriebenen Orte nicht nur in das Leben und Wirken der Kinderbuchautorin, sondern zeigen auch das bäuerliche Leben Anfang des 20. Jh. in Schweden im Allgemeinen bzw. das, was davon bewahrt werden konnte. Vor allem da ist das "entschwundene Land" ihrer Kindheit zu finden und weniger in den touristisch vermarkteten Themenparks.

Auf der anderen Seite spart der Reiseführer auch nicht mit Hinweisen, wo sich ein Besuch nicht lohnt (z.B. in der Villa Kunterbunt in Kneippbyn auf Gotland) und kann damit dem Astrid Lindgren Fan so manches Ärgernis ersparen.

Insgesamt ein sehr brauchbarer und gelungener Reiseführer auf den Spuren Astrid Lindrens und ihrer Familie, die selbst auch im Buch zu Wort kommt. Leider sind die im Buch beschriebenen Schauplätze unmöglich allein an drei Tagen zu besuchen, liegen sie doch teilweise sehr weit voneinander entfernt in unterschiedlichen Teilen Südschwedens. Jedoch auch ohne alle Orte selbst besuchen zu können, ist es auch inspirierend, mehr über Astrid Lindgrens Leben und die Entstehungsgeschichten ihrer Bücher zu erfahren. Bei einer nächsten Schwedenreise ist der leichte und handliche Reiseführer auf jeden Fall wieder in meinem Gepäck.

Doreen Heide, FEMBooks


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