Leseprobe
Autor*in / Hrsg.: | Samar Yazbek |
Belletristik: | zeitgenössischer Roman |
Frauenleben in: | Nahost |
Land im Fokus: | Syrien |
Weitere Informationen: | Umfang: 160 S. Einbandart: Gebunden Format: 1.7 x 21 x 13.3 cm Gewicht: 279 g Erscheinungsdatum 25.08.2014 weitere Ausgaben: Kartoniert |
Rezension von Claire Horst auf AVIVA-Berlin:
International bekannt wurde Samar Yazbek mit ihrem 2012 veröffentlichten Tagebuch, in dem sie die syrische Revolution protokollierte. In ihrem ersten Roman wirft sie einen scharfen Blick auf die streng hierarchisch geordnete syrische Gesellschaft.
Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt ihrer Erzählung, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Hanan gehört der gebildeten und wohlhabenden Oberschicht an. Mit ihrem viel älteren und schwerkranken Cousin führt sie eine lieblose, gleichgültige Beziehung - beschlossen wurde die Ehe von der Familie. Hanans Leben ist von Bedeutungslosigkeit geprägt:
"Diese Leute langweilten sie. Ihr ganzes Leben langweilte sie. Gleichzeitig konnte sie all das, woran sie sich gewöhnt hatte, nicht mehr aufgeben: ihr gesetztes Leben, die Soireen der höheren Gesellschaft, auf denen sie sich bewegte wie eine verwöhnte Prinzessin, ihre ganzen Bedürfnisse und ihr Einkaufstick."
Einzige Ablenkung von ihrem Leben - sie hat weder Kinder noch einen Beruf -, sind die Frauenpartys bei "Madame Nasik", an denen ausschließlich Frauen teilnehmen. Nasik hat Hanan einst verführt: "Plötzlich machte sie die Erfahrung, wie es ist, wenn man das Aufgehen der Sonne kaum erwarten kann und freudig aus dem Bett springt, um das Haus zu verlassen." An den Abenden bei Nasik erlebt Hanan Liebe zwischen Frauen - Zuneigung und Nähe erfährt sie nur hier. Doch auch wenn diese Partys und die heimlichen lesbischen Liebesbeziehungen, die diese Frauen neben ihren Ehen führen, als Ausweg aus der patriarchalen Unterdrückung erscheinen: Stärker als dieses Befreiungsmoment ist die Ungerechtigkeit der Klassengesellschaft.
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