Mit ihrer unvergleichlichen Mischung aus psychologischer Einfühlung und intellektueller Tiefe spannt Sarah Moss einen Bogen von Cornwall bis Japan und zeigt zwei Menschen voller beruflicher Entschlossenheit und innerer Einsamkeit, verbunden durch dieselbe Sehnsucht, die Sehnsucht nach dem jeweils anderen.
Autor*in / Hrsg.: | Sarah Moss |
Belletristik: | zeitgenössischer Roman |
Details: | Übersetzt von: Nicole Seifert Umfang: 410 S. Einband: Gebunden Format (T/L/B): 3.9 x 21 x 13.5 cm Gewicht: 602 g Erscheinungsdatum: 23.08.2016 |
Rezension von Helga Egetenmeier auf AVIVA-Berlin:
Für das viktorianische Zeitalter sind Ally, die Akademikerin, und Tom, der Ingenieur, ein ungewöhnliches Ehepaar. Sie kämpft als erste englische Ärztin um einen Arbeitsplatz in einer Nervenheilanstalt für Frauen, während er beruflich nach Japan reist. Sarah Moss entwirft zwei sympathische und aufmerksame Figuren, mit denen die Leserin eine Zeit des persönlichen, wie auch gesellschaftlichen Umbruchs erlebt.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert trennt sich das frisch verheiratete Ehepaar Moberley Cavendish für ein halbes Jahr und macht sich auf in unbekannte Welten. Sie versucht in der für Ärztinnen noch weitgehend verschlossenen englischen Arbeitswelt Fuß zu fassen, während er in Japan im Auftrag eines Kunstsammlers kostbare Kulturgüter erwirbt.
"Ich habe von Ihnen gehört. Damen als Ärzte, ich weiß nicht." Mit diesem Satz begrüßt eine Anstaltsbeschäftigte Ally an ihrem unbezahlten Arbeitsplatz. Moss lässt ihren Roman in jener Zeit spielen, als Frauen langsam in die männlich beherrschte Medizin vordringen, kurz nachdem 1869 die "Edinburgh Seven" als erste Frauen in England begannen, Medizin zu studieren und dabei zahlreichen Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt waren.
Bereits in ihren vorherigen Büchern setzt sich Sarah Moss mit offensichtlichen wie subtilen Identitätsanforderungen und deren Verbindung zu den ökonomischen Verhältnissen auseinander. In "Schlaflos" ist es die Mutterrolle einer um Zeit kämpfenden Doktorandin und in "Sommerhelle Nächte", einem Island-Reisebuch, sind es die Reflexionen kultureller Zuschreibungen mit Blick auf die vergangene Finanzkrise. Den steinigen Weg der Ally Moberley von ihrer Kindheit bis zur Ausbildung als Ärztin beschreibt sie im ebenfalls sehr lesenswerten Vorgängerroman "Wo Licht ist".
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