Für die junge Spanierin Maite ist das Studium in München vor allem eine Chance, ihrem konservativen Elternhaus zu entfliehen. Ihre Heimat Valencia, berühmt für den Handel mit makellosen Orangen, wird ihr allmählich fremd. Sie verliebt sich in Carlos, der aus einer deutsch-spanischen Familie stammt, und befreundet sich mit seinem Großvater Antonio. Der alte Emigrant berichtet von nie gehörten Ereignissen und erzählt doch nicht alles. Eines Tages wird aus der Zuhörerin eine Fragerin: Wie gelangte ihr Vater in eine deutsche Uniform?
'Verena Boos verknüpft deutsche und spanische Geschichte über einen Zeitraum von achtzig Jahren hinweg, mit Eindringlichkeit und narrativer Vielfalt. Der Leser hält einen erstaunlichen und höchst lesenswerten Debütroman in den Händen, der mit einer enormen Stoffvielfalt aufwartet, wie man sie nur von großen Romanciers kennt.' Thomas Lehr
Autor*in / Hrsg.: | Verena Boos |
Belletristik: | zeitgenössischer Roman |
Weitere Informationen: | Umfang: 411 S. Einband: Gebunden Format (T/L/B): 3.6 x 22 x 13 cm Gewicht: 586 g Erscheinungsdatum: 09.03.2015 |
Erst in der räumlichen Distanz zu ihren Eltern erkennt die Studentin Maite deren Schweigen zur Familienvergangenheit. Die Autorin führt sie zwischen der faschistischen Franco-Diktatur und Nazi-Deutschland langsam an die Orte und Erfahrungen, deren Nachwirkungen durch die nächsten Generationen - unwissend, ignorierend oder abwehrend - weitergetragen werden.
Die promovierte Historikerin Verena Boos öffnet drei Zeitebenen anhand derer sie die beiden Familiengeschichten ihrer Protagonistin verbindet. Ein Jahr nach dem deutschen Mauerfall zieht Maite von Valencia nach München und fängt dort ein neues Leben an. Als sie im Jahr 2004 erstmals wieder nach Spanien fährt, um dem Großvater ihres Mannes bei der Öffnung eines Massengrabes beizustehen, hat sie auch einige der Geheimnisse ihrer eigenen Familie entdeckt. Diese nehmen die dritte Zeitachse von 1939 bis 1942 auf, als ihr Vater sich dem Diktator Franco anschließt und Großvater Antonio als Gefangener auf der anderen Seite steht.
Stellvertretend für die Gegenwart nimmt die Autorin das Liebespaar Maite und Carlos, als unwissende Kinder und Enkel der Kriegsgeneration, in ihren Fokus. Wie auch Almudena Grandes, die sich in ihren Romanen mit der jüngeren spanischen Geschichte auseinandersetzt und Melitta Breznik, die in ihrer Mutter-Tochter-Erzählung "Der Sommer hat lange auf sich warten lassen" die Sprachlosigkeit als Folge von Kriegserfahrungen aufhebt, geht es Verena Boos um das Ende des Schweigens.
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