Rezension zu: Katja Reider, Thorsten Saleina: Fritzi Furchtlos

30.08.2014 17:38

"Fritzi Furchtlos" ist eine liebenswerte kleine Ziege, die vor nichts und niemandem Angst hat. Dies ist zunächst dahingehend etwas Besonderes, da die Ziege in diesem Fall weiblich ist und Mut etwas ist, das in den meisten Kindergeschichten eher den männlichen Figuren zugesprochen wird. Für diesen Fakt bekommt das Buch von uns den ersten Pluspunkt.

Fritzi selbst kann ganz gut damit leben, dass sie keine Angst empfindet und beginnt erst, mit diesem Umstand zu hadern, als ihre Familie sie aufgrund dieser Eigenschaft kritisiert und zur Mitte der Geschichte sogar aus der Herde ausschließt. Sie schicken Fritzi weg, damit sie endlich das Fürchten lernt.

Nun ist auch Fritzi an den Punkt gelangt, wo sie wissen will, was es heißt, Angst zu empfinden. Sie erlebt auf ihrer Reise viele Abenteuer, die in ihr eigentlich ängstliche Gefühle auslösen müssten, doch nichts geschieht. Bis sie eines Tages auf Fiete Ziegenbart trifft. Ein Ziegenbock, der im Gegensatz zu Fritzi vor allem Möglichen Angst hat und dabei sogar zuweilen "Angstausschlag" bekommt. Hier ist der zweite gendersensible Gedanke versteckt, denn es ist eine männliche Figur, die geschlechteruntypisches Verhalten zeigt, indem sie Angst empfindet und auch dazu steht. Die unterschiedlichen Sorgen der beiden verbinden sie auf eine besondere Art und Weise, sodass eine herzliche Freundschaft zwischen den beiden Ziegen entsteht.

Zum Ende der Geschichte kommt es dann doch noch zu einer Situation, in der Fritzi endlich die Gelegenheit bekommt, Angst zu empfinden. Nämlich als Fiete in eine Gefahrensituation gerät, aus der sie ihn letztlich befreit und rettet. Auch diese Situation im Buch können wir wieder nur loben. Denn auch hier wird deutlich, dass es eben nicht immer die starken, männlichen Figuren sind, die die schwachen, weiblichen Protagonisten retten, sondern dass es auch genauso gut anders herum sehr gut funktioniert. Besonders rührend bringt Fritzi es selbst zum Ausdruck: "Als ich dich da hilflos im Wasser strampeln sah, war ich zuerst wie gelähmt. Aber dann war da plötzlich ganz viel Kraft in mir." Aus der Angst heraus hat Fritzi wieder Mut entwickelt und somit ihrem neuen Freund das Leben gerettet.

Alles in allem ein sehr schön gegendertes Kinderbuch, welches eine gute Grundlage bietet, um mit Kindern über das Thema Angst und all seine Formen und auch seinen Zweck in's Gespräch zu kommen. Zudem kann mit Hilfe des Buches sehr gut erörtert werden, ob Angst geschlechterspezifisch oder einfach ein ganz menschliches Empfinden ist, was jede/n treffen kann, egal ob Mädchen oder Junge. Damit einhergehend werden spielerisch neue Sichtweisen auf männliches und weibliches Verhalten gefördert, woraufhin Kinder ihr eigenes Verhaltensrepertoire erweitern können.

Diese Rezension wurde verfasst von Konstanze Rehle von GenderCat (http://gendercat.blogsport.eu)

Altersempfehlung: 3 bis 6 Jahre

Das Buch kann hier für 12,99 € bestellt werden!


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