Rezension zum Buch "Welche Farbe hat die Liebe?" von Mariana Ellery und Clara Resch

12.02.2022 12:30

Anna hat eine Familie: diese besteht aus Eli, Lia, Ed und Betty - vier Menschen zu denen sich Anna eng verbunden fühlt, die sie liebt und mit denen sie gemeinsam durch die Welt geht.            

Im Buch «Welche Farbe hat die Liebe?» begleiten wir Anna und ihre Familie ein Stück in ihrer nicht-monogamen Beziehungswelt.

Polyamorie ist ein bisher wenig beachtetes Thema in Kinderbüchern, obwohl Regenbogenfamilien an und für sich schon länger auf der Agenda diversitätssensibler Kinderbuchverlage stehen.
Umso erfreulicher ist es, dass in dem Kinderbuch «Welche Farbe hat die Liebe?» das Thema Polyamorie so leichtfüssig und unkompliziert daher kommt. Da ist Anna, ein Kind, das sich auf den bunten, zuckerfarbenen Seiten des Buches puddelwohl fühlt und eine familiäre Geborgenheit erleben darf, in der Anna ganz Kind sein kann.

Dabei wird im Buch thematisiert, wie dieses positive Familiengefühl auch beibehalten und erweitert werden kann, als im Verlauf des Buches zwei weitere Menschen zur Familie dazukommen. Dabei schafft es die* Autor*in sehr sensibel darzustellen, wie diese Veränderung durchaus Verunsicherung auslöst – was so kindlich und menschlich nachvollziehbar ist und in dem Buch ganz selbstverständlich und nicht problematisiert aufgegriffen wird.

Der inhaltlichen Bearbeitung sehr zugute zu halten ist, dass in dem Buch nicht im Vordergrund steht wer-jetzt-genau-wie-mit-wem-zusammen ist, sondern ein polyamoröses Beziehungsgefüge aus der Perspektive von Anna dargestellt wird und damit die Erlebensweise des Kindes der Fokus des Buches ist. Auf diese Weise schafft es das Buch, das Thema Polyamorie als selbstverständlich zu verhandeln, in dem Anna sich fragt, was denn eigentlich Liebe ist und wie wir diese begreifen können. Dabei wird im Buch keine vorgezeichnete Antwort gegeben, sondern ganz kindgerecht eine Ausdrucksform gefunden, die Liebe über das Farbspektrum verständlich macht und somit einen für Kinder nachvollziehbaren erleb- und fühlbaren Zugang schafft.

Sehr schön und berührend ist, wie im Buch Vertrauen und Verlustängste von Anna thematisiert und aufgegriffen und dadurch zugänglich gemacht werden. Dabei wird deutlich, dass etwaige Ängste nicht nur auf polyamoröse Beziehungen bezogen bleiben, sondern als kindliche Grundthemen ernst genommen werden.

Mit dem Kinderbuch ist es der* Autor*in Mariana Ellery ein Anliegen, einen Zugang zur Vielfalt von Liebe und Beziehungen zu geben, um ein mehr an Freiheit zu ermöglichen. Das Buch «Welche Farbe hat die Liebe?» entstand dabei vor dem Hintergrund ihrer* eigenen Erfahrungen mit nicht-monogamen Lebensweisen. Die Texte sind in poetischen, leicht verständlichen Versen verfasst und begleiten Anna beschwingt durch die farbenfrohe Bilderwelt.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass das Buch einen sehr schönen kindgerechten Zugang zum Thema Poly-Beziehungen schafft, indem vor allem die Gefühls- und Erlebenswelt von Anna als Kind im Mittelpunkt steht. Somit wird ein Zugang zu dem Thema Polyamorie geschaffen, der weder versucht, zu pädagogisieren noch zu fest in der Erwachsenenperspektive verharrt. Und dies ist der grosse Gewinn, die dem Buch «Welche Farbe hat die Liebe?» gelingt.

Rezension verfasst von:
Maria Kühn
Referent*in für sexuelle Bildung
Sexualpädagog*in und Sexualwissenschaftler*in

Das Buch kann hier für 17,00 € bestellt werden!


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